Veranstaltung: | Landesparteitag S-H Mai 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Anträge |
Antragsteller*in: | Philipp Schmagold (KV Plön) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 19.03.2024, 20:57 |
A3: Für KLIMASCHUTZ ohne Scheinlösungen!
Antragstext
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Schleswig-Holstein unterstützen die
nachfolgende Stellungnahme des Umweltbündnisses aus BUND,
Grenpeace, Deutscher Umwelthilfe usw. zum Thema CCS.
Gemeinsame Pressemitteilung vom 30.01.2024
CCS: Breites Umweltbündnis warnt vor gefährlichem Irrweg
Berlin/Hamburg: Ein breites Bündnis von Umweltverbänden und
Bürgerinitiativen warnt anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung der
Carbon Management Strategie der Bundesregierung eindringlich vor den
Gefahren der Kohlendioxid-Verpressung (Carbon Capture and Storage, CCS).
Das zivilgesellschaftliche Bündnis befürchtet weitreichende Klima- und
Umweltschäden.
Zentrale Kritikpunkte sind: CCS ist eine Scheinlösung, verhindert den
Ausstieg aus fossilen Energien, blockiert die Energiewende und gefährdet
den Umbau der Industrie hin zu einer ressourcenschonenden
Kreislaufwirtschaft. „CCS blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte
überhöhter Erwartungen und unerfüllter Versprechen zurück und wäre ein
gefährlicher Irrweg im Kampf gegen die Klimakrise“, so das Bündnis.
Hinter der Kritik stehen folgende Verbände, Organisationen und
Bürgerinitiativen: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),
Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe, Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU), Bundesverband für Umweltberatung e.V, PowerShift e.V.,
urgewald e.V., GasWende, Naturschutzverein Südtondern, Bürgerinitiative
„Kein CO2 Endlager Altmark” und die Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager.
Übereinstimmend erklärt das Bündnis: „Eine staatliche
Richtungsentscheidung für CCS wäre eine lebensverlängernde Maßnahme für
klimaschädliche Produktion. Kraftwerke und ganze Industriezweige würden
sich mit CCS über Jahrzehnte weiter an die Nutzung von Öl und Gas binden.
CCS ist das Gegenteil von Klimaschutz. Es verhindert den Ausstieg aus
fossilen Energien, gibt der Öl- und Gasindustrie noch mehr Macht und
belastet kommende Generationen mit der Ewigkeitslast von CO2-Deponien.
Gemeinsam im Bündnis rufen wir zu einer gesellschaftlichen Debatte über
die CCS-Pläne der Bundesregierung auf, bevor solche weitreichenden
Entscheidungen getroffen werden.“
Die unterzeichnenden Verbände wenden sich gegen das Vorhaben der
Bundesregierung, ein mehrere tausend Kilometer langes CO2-Entsorgungsnetz
quer durch Deutschland, große unterirdische CO2-Endlager und einen
grenzüberschreitenden Handel mit dem Transport und Deponieren von
Kohlenstoffdioxid aufzubauen. Mit Milliardensummen aus Steuergeldern würde
ein europaweites Geschäftsmodell für die Gasindustrie subventioniert, das
umso profitabler wäre, je mehr CO2 entsteht.
Mit Blick auf die unabsehbaren Gefahren für die Umwelt hebt das Bündnis
hervor: „CCS gefährdet unser Trinkwasser, hat einen gewaltigen
Flächenverbrauch, zerstört natürliche Landschaften und braucht enorm viel
Energie und Material. Jede CO2-Verpressung an Land oder unter dem
Meeresboden kann Erdbeben auslösen und giftige Ablagerungen in den Böden
hervorrufen. CO2-Endlager in der Nordsee gefährden das Weltnaturerbe
Wattenmeer. Über die mit CCS verbundenen Kosten und die schwerwiegenden
Gefahren für Umwelt, Gesundheit und für das Klima lässt die
Bundesregierung die Öffentlichkeit bisher im Dunkeln.“
Bis jetzt ist nicht nachgewiesen, wie eine dauerhafte, sichere Lagerung
großer Mengen verpressten Kohlenstoffdioxids im Untergrund gelingen kann.
Am Meeresboden droht durch Leckagen von CO2 das Wasser zu versauern, was
unter anderem Muscheltiere und Korallen töten und regelrechte Todeszonen
unter Wasser schaffen kann. Es ist zudem nicht akzeptabel, dass die
Gaskonzerne nach einer Frist von einigen Jahrzehnten aus der Haftung
entlassen und die hohen Klima- und Umweltrisiken der CO2-Deponien auf die
Allgemeinheit verlagert werden, kritisieren die Organisationen.
„Statt auf die Scheinlösung CCS zu setzen, braucht es jetzt biologischen
Klimaschutz und Emissionsvermeidung. Beides ist sofort umsetzbar. Dies
sind dauerhafte, nachhaltige Lösungen und wir wissen, dass sie
funktionieren“, so das Bündnis abschließend.
Begründung
Sogenannte “unvermeidbare Restemissionen” sollen in CO2-Speichern unter dem Meer verpresst werden. Doch wie viel davon ist wirklich unvermeidbar? Gibt es Alternativen? Und was ist mit CO2-freien Produktionsprozessen? Zahlen und Fakten zur aktuellen CCS-Debatte.
Der fossile Wahnsinn geht in die nächste Runde. Nach dem Willen der Bundesregierung soll in den kommenden Jahren eine gigantische neue Entsorgungsinfrastruktur für CO₂-Emissionen aus dem Boden gestampft werden. CO₂ aus der Chemie-, Glas-, Stahl- und Zementindustrie soll in Hubs gesammelt und in Pipelines über Hunderte von Kilometern an die Küsten transportiert werden. Dort soll es entweder verdichtet per Schiff zu CO₂-Endlagern transportiert oder über Transportleitungen zu CO₂-Deponien gepumpt werden. Pro Jahr sollen so 34 bis 73 Millionen Tonnen CO₂ entsorgt werden und unter tiefen Sedimentschichten verschwinden. Das entspricht immerhin 5 bis 10 Prozent des heutigen Emissionsniveaus bzw. bis zu 40 Prozent der gesamten heutigen CO₂-Emissionen der Industrie. So steht es im Evaluierungsbericht der Bundesregierung zur CCS-Technologie. Alles im Namen des Klimaschutzes.
Industrie und Politik stellen das Vorhaben als alternativlos dar. Es gehe nur um die absolut „unvermeidbaren Restemissionen". Als Paradebeispiel dient die Zementindustrie, in der produktionsbedingte Prozessemissionen anfallen. Unvermeidbare CO₂-Restemissionen sind Emissionen, die nicht durch Substitution fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien oder durch Änderung des Produktionsprozesses vermieden werden können. Der Begriff „unvermeidbar“ bezieht sich dabei auf die technische Unvermeidbarkeit der Emissionen nach heutigem Kenntnisstand.
Doch wie hoch sind die so genannten „unvermeidbaren Restemissionen“? Und sind sie wirklich unvermeidbar? Keineswegs, denn die Kernbereiche der industriellen Produktion können auch ohne CCS-Technologie weitgehend dekarbonisiert werden. Allein durch Nachfragereduktion, Recycling oder Produktsubstitution können diese technisch unvermeidbaren Emissionen in der Regel deutlich reduziert oder fast vollständig vermieden werden.
Im Industriesektor kann die Energieversorgung vollständig auf die Nutzung klimafreundlicher erneuerbarer Energien umgestellt werden. Wo hohe Temperaturen benötigt werden, kann regenerativ erzeugter grüner Wasserstoff einspringen.
Bleiben die prozessbedingten Emissionen der Industrie, die mit heutiger Technik etwa ein Drittel zu den Treibhausgasemissionen des Industriesektors beitragen. Aber auch hier ist der Ausstoß von Treibhausgasen nicht alternativlos. In der Stahl-, Chemie- und Bauindustrie mangelt es nicht an nahezu CO₂-freien Verfahren oder Materialien.
● Die Wärme- und Dampferzeugung für eine treibhausgasneutrale Chemieproduktion kann zukünftig CO₂-frei durch den Einsatz von 100 Prozent erneuerbarem Strom erfolgen (Power-to-Heat).
● Eine CO₂-freie Methanolproduktion kann mit grünem Wasserstoff und CO₂ aus nicht-fossilen Quellen (Altkunststoffe, Biomasse) sichergestellt werden.
● Stahl kann im Prinzip unendlich oft recycelt werden. Dieser Sekundärstahl kann zukünftig mit Strom aus erneuerbaren Energien nahezu treibhausgasneutral hergestellt werden.
● Bei der Stahlherstellung durch Direktreduktion mit Wasserstoff entstehen keine prozessbedingten CO₂-Emissionen. Es entsteht Eisenschwamm (Direct Reduced Iron, DRI), der anschließend in einem Elektrolichtbogenofen zu Rohstahl erschmolzen wird. Wird der Wasserstoff zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bereitgestellt, ist dieser Weg nahezu CO₂-neutral.
● Zement ist ein Bindemittel. Der Einsatz alternativer Bindemittel ermöglicht die Herstellung von Beton ohne den Einsatz von konventionellem Zementklinker, der mit hohen prozessbedingten Emissionen verbunden ist.
● Gebäude aus Holz wirken langfristig als Kohlenstoffsenke für das geerntete Holz. Holzwerkstoffe im Gebäudebau können herkömmliche, schwer zu dekarbonisierende Baustoffe wie Stahl und Beton ersetzen. Dadurch können erhebliche CO₂-Emissionen aus der Zement- und Stahlproduktion vermieden werden.
So schrumpfen die „unvermeidbaren Restemissionen“ durch innovative Lösungen auf ein Minimum zusammen. Die von der Bundesregierung geplante gigantische Entsorgungsinfrastruktur wäre nicht nur völlig überdimensioniert, sondern auch teuer und unattraktiv. CCS ist eine rein nachsorgende End-of-Pipe-Technologie, die umweltschädliche Prozesse lediglich um eine nicht nachhaltige Zusatztechnologie ergänzt. Zudem bestehen erhebliche Risiken bei der Entsorgung und dauerhaften Speicherung von CO₂ im Untergrund.
Deshalb lehnt Greenpeace die CO₂-Abscheidung an Industrieanlagen und die anschließende Verpressung des CO₂ in den Untergrund ab. Der Aufbau einer großindustriellen CO₂-Entsorgungsinfrastruktur, die die fossile Wirtschaftsweise weiter befeuert, ist ein gesellschaftspolitischer Irrweg. Stattdessen sollten wir uns für eine echte industrielle Transformation einsetzen, die mit neuen Materialien und innovativen Verfahren eine an natürliche Kreisläufe angepasste Bioökonomie aufbaut.
Unterstützer*innen
- Rainer Borcherding (KV Schleswig-Flensburg)
- Jens Keen (KV Kiel)
- Andreas Bartelt (KV Segeberg)
- Gerd Weichelt (KV Dithmarschen)
- Uta Lentföhr-Rathjen (KV Neumünster)
- Reinald Büchner-Jahrens (KV Herzogtum Lauenburg)
- Arne Lunding (KV Segeberg)
- Susanne Hilbrecht (KV Dithmarschen)
- Kurt Reuter (KV Stormarn)
Kommentare
Philipp Schmagold:
Wenn ihr diesen Antrag ebenfalls unterstützen möchtet, dann schreibt bitte hier im Kommentarbereich Vornamen, Nachnamen und Kreisverband und klickt auf "Kommentar abschicken".
Danke! 🌻
Philipp
Horst Dallmann:
Werner Rellensmann:
Michaela Dämmrich:
Michaela Dämmrich ( KV Stormarn)
Carina Hennecke:
Carina Hennecke, KV Rendsburg-Eckernförde